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Beitrag zu dem Buch Zwischen uns die Wolken von Hailey J. Romance

Betrag zu dem Buch Zwischen den Wolken von Hailey J. Romance

Klappentext

Hier mein Erfahrungsbericht zum Thema Krebs

Hallo Zusammen,

inzwischen wisst ihr um welches Thema es in dem Drama gehen wird: Krebs.
Die nächsten Zeilen werden sehr persönlich werden, denn ich habe schon Familienangehörige und gute Freunde an den Krebs verloren.

Ich möchte mich jetzt mal ein Stück euch öffnen und meine Erfahrung mit der Krankheit als Hinterbliebene mit Euch teilen. Ich begleitete meine Oma auf ihren letzten Weg und das war eine sehr harte Zeit für mich. Es hat mich oft an meine Grenzen gebracht.
Meine Oma war eine sehr stolze Frau und wollte nie von anderen abhängig sein. Als alleinerziehende Mutter von 5 Kinder (da mein Opa selbst vor über 38 Jahren an Krebs gestorben ist) hatte sie es eh nie leicht und fühlte sich trotz Großfamilie oft sehr einsam. Sie vermisste ihn einfach so!

Als meine Oma vor ca. 12 Jahren an Gebärmutterkrebs erkrankte, gab es viele Gespräche innerhalb der Familie. Sie wollte eigentlich damals schon keine Therapie mehr machen, hat sich aber dann von meinen Tanten und vom Rest der Familie überzeugen lassen doch den Weg einer Therapie zu gehen, weil die Erfolgsaussichten sehr gut waren. Ich habe damals immer schon gesagt, dass die Entscheidung bei meiner Oma liegt und egal für welchen Weg sie sich entscheidet ich diesen mit ihr gehen werde. Den ersten Kampf gegen den Krebs „gewann“ sie, wenn man das so sagen kann. Sie wollte damals eigentlich schon keine Therapie mehr machen. Hat sich aber aus Liebe zu ihren Kindern und Enkelkindern dafür entschieden diesen Weg zugehen. Dadurch hat sie noch einige Jahre an Zeit gewonnen. Inzwischen war meine Oma 87 Jahre alt, wohnte in einem „betreutem Wohnen“ in ihrer eigenen Wohnung und hat sich auch noch komplett selbst versorgt.

Im Herbst 2014 ist der Krebs dann zurückgekommen. Meine Tanten haben es meiner Oma erst verschwiegen. (Darüber kann man sicher streiten, aber ich denke sie hatten ihre Gründe) Sie haben die alte Dame allerdings unterschätzt. Oma sagte mir, dass sie weiß das der Krebs wieder da ist und sie möchte diesen Weg definitiv nicht nochmal gehen. Sie hat ihr Leben gelebt und will endlich wieder bei Opa sein. Bei „ihrer großen Liebe“. Oma hat sich dieses Mal nicht mehr behandeln, bzw. therapieren lassen.

Im Mai 2015 hat sich der Zustand von meiner Oma massiv verschlechtert, sie hatte nicht nur körperlich abgebaut, sondern auch physisch. Wir haben uns dann von der Familie abgewechselt so dass Oma eigentlich nie allein war. Wir teilten uns die Schichten auf. Ich war 3-4 Tage die Woche tagsüber dort. Nachts war dann meine andere Tante da. Ich selbst kam während der Zeit bei meinem Papa unter, da ich selbst 300 km entfernt wohnte.
Ich habe versucht so normal wie möglich mit meiner Oma umzugehen. Ich versuchte sie zum Lachen zu bringen und übernahm auch die körperliche Pflege. Auch hier kommt man an seine Grenzen. Ich habe zum Glück weniger ein Problem damit, auf gut deutsch, meiner Oma den Arsch ab zu wischen, aber so was kann nicht jeder.

Mein persönlicher Rat in diesem Fall ist: überlegt euch vorher gut, ob ihr nicht lieber „Nein, ich kann das nicht sagt“ und es sein lasst oder ob ihr das ganze nach dem Motto „Augen zu und durch“ anpackt.
Meine eine Tante konnte es nicht. Sie hat es versucht und hat meiner Oma neben das Klo gespuckt. Klar war das für meine Tante schlimm, aber für meine Oma war die Situation noch viel schlimmer. Es war für sie so erniedrigend und sie hat sich so geschämt.
Nach zwei – drei Wochen haben wir einfach gemerkt, wir können es nicht mehr bewerkstelligen und haben im Wohnhaus nachgefragt ob sie in die Tagespflege verlegt werden kann. Mir war bewusst das es ab jetzt mit Oma bergabgeht, weil sie nie in eine Tagespflege oder ähnliches wollte. Ihr Wunsch war es stets einfach friedlich einzuschlafen.
So war es dann auch. Oma wurde in die Tagespflege verlegt und wurde 24 Stunden professional betreut, aber sie baute von Tag zu Tag immer mehr ab. Für mich persönlich gab es in den folgenden Wochen zwei sehr emotional prägende Erlebnisse für mich.

Mein damals grade 5-jähriger Sohn wusste das Oma krank ist und dass die Reise in den Himmel für sie bevorstand. Natürlich hat er mitbekommen, dass ich sehr viele Wochen nur 3-4 Tage in der Woche daheim war. Eines Tages sagte er zu mir: „Mama ich weiß, dass du zu Oma Uri fährst und sie krank ist und bald in den Himmel geht, aber vielleicht will ich mich ja auch von ihr VERABSCHIEDEN, und nicht nur Du.“ Diese Aussage hat so gesessen und mich so berührt, dass ich Rotz und Wasser angefangen heulte. Ich war so perplex und überrascht von dieser Aussage. Mein Gedanke war es ihn zu schützen und nicht dieser Situation aussetzen, die für mich schon schlimm war. Natürlich habe ich es dann möglich gemacht und ihn mitgenommen. Vorher habe ich ihm einiges erklärt. Vor allem, dass Oma Uri nur noch im Bett liegt und ich auch nicht weiß, ob sie ihn erkennen wird.
Fabius betrat das Zimmer und er war von dem Anblick glaube ich schon geschockt. Er begrüßte sie und kuschelte sich dann aber zu Oma Uri ins Bett und erzählte ihr was und so nach 15 Minuten drückte er ihr ein Kuss auf die Stirn und sagte zu ihr „Oma Uri ich wünsche dir eine gute Reise in den Himmel und du wirst dann mein Schutzengel sein.“ Dann ist er aufgestanden und hat zu mir dann gesagt: „jetzt habe ich mich verabschiedet. Jetzt kannst du mich zu Oma auf den Spielplatz bringen“ (meine Mama wartet draußen am Spielplatz auf uns).
Dieser kleine Mann, mit seinen grade mal 5 Jahren hat mich völlig überrumpelt. Ich war so stolz auf ihn, wie er mit dieser Situation umgegangen war. Ich hatte erst Schiss, ob es die richtige Entscheidung war ihn dorthin mitzunehmen, aber im Nachhinein war es die beste Entscheidung. Denn es war seine Eigene! (Fabius war dann nicht mit auf der Beerdigung, weil er es nicht wollte. Er sagte zu mir, er hat sich von ihr verabschiedet und er möchte das nicht. Auch das haben wir so gemacht wie er es gewollt hat.)

Es gab aber noch ein zweites emotionales Ereignis zu derzeit.
Vielleicht nur nochmal vornweg gesagt, ich bin gelernte Arzthelferin. Ich habe früher viel mit meiner Oma darüber gesprochen und sie sagte immer sie will nicht irgendwo vor sich hinvegetieren. Sie will einfach einschlafen und nicht mehr aufwachen. Sie wollte auch nie jemanden zur Last fallen. Als meine Oma auf der Tagesstation lag, ging es von Tag zu Tag bergab mit ihr. Sei es körperlich, aber auch geistig. Sie baute rapide ab. Es gab da schon einige Momente/Tage in der meine Oma uns nicht mehr erkannte. Sie wurde inzwischen auch palliativ versorgt.
Es war damals ein Montag, ich werde es nie vergessen. Es war ungefähr eine Woche vor ihrem Tod. Ich war schon seit 2 Tagen unten und wollte Dienstag morgens wieder nach Hause fahren. An dem Montag war ein guter Tag. Sie war „relativ“ klar im Kopf und sie war kooperativ was das Trinken angeht. Nachdem meine Tanten, die auch zu Besuch da waren, gegangen sind und ich noch bei ihr am Bett saß, nahm sie meine Hand und flehte mich an: „Mareike bitte erlöse mich. Ich kann das alles nicht mehr. Ich ertrage ihre Blicke nicht. Ich will so nicht sterben. Ich wollte nie eine Last sein, bitte helfe mir. Du hast das medizinische Wissen wie es geht, bitte erlöse mich, bitte, dann bin ich endlich mit Opa wieder vereint.“
Ich war von der Aussage so geschockt und wusste erst mal nicht wie ich reagieren sollte. Ich habe zu ihr dann gesagt, Oma ich würde dir wirklich gerne helfen, ich würde dich auch erlösen, aber ich darf es nicht tun. Es ist strafbar in Deutschland. Wäre es nicht der Fall und es würde aktive Sterbehilfe geben, dann würde ich dir helfen. Sie flehte mich weiter an. Irgendwann habe ich sie vom Thema abgelenkt und ein paar Minuten später habe ich mich aufs Klo verabschiedet. Ich bin raus aus dem Zimmer. Vor der Tür bin ich zusammengebrochen und habe Rotz und Wasser geheult, weil ich ihr nicht helfen konnte, weil es verboten ist und weil ich ihr eigentlich so gerne diesen Wunsch erfüllt hätte. Ich fühlte mich einfach völlig hilflos, aber ich konnte ihren Wunsch zu 100% verstehen.

5 Tage später am 20.6.2015 ist sie in der Nacht verstorben. Ich habe sie das letzte Mal am Dienstag gesehen, und wäre eigentlich am Sonntag wieder runtergefahren.
In dieser Nacht träumte ich von meiner Oma (nicht nur ich meine Cousine und meiner Schwester ging es ähnlich) und meine Oma bedankte und verabschiedete sich von mir. Als ich um 5 Uhr aufgewacht bin, habe ich meinen Mann geweckt und ihm gesagt das ich weiß das Oma gestorben ist und dass sie sich grade verabschiedet hat. Er sagte zu mir es war nur ein „Traum“, aber eine Stunde später rappelte das Telefon und mein Papa war dran und hat gesagt das sie gestorben sei.

Ich war erleichtert, dass sie es endlich geschafft hat, auch wenn ich gleichzeitig traurig war, dass sie jetzt nicht mehr da ist, aber ich wusste sie musste nicht mehr leiden und sie ist wieder mit Opa vereint. Ich muss dennoch sagen das ich DANKBAR für die letzten Wochen mit meiner Oma bin, auch wenn sie mich emotional mehr als einmal an meine Grenzen brachte, hat es mir auch gezeigt, wie stark ich sein kann, wie ich über mich hinauswachsen kann.
Ich habe auch gelernt, dass jeder für sich einen Weg finden muss, wie er mit dieser Krankheit umgeht. Dabei meine ich nur den Betroffenen, sondern auch jeden Angehörigen. Als Angehöriger hat man im Prinzip keine Wahl zu entscheiden wie es weiter geht. Sie können die betroffene Person begleiten und auf seinen Weg unterstützen, aber „viel mehr“ ist nicht möglich. Der Betroffene muss für sich entscheiden, will ich eine Therapie / Behandlung oder nicht. Natürlich geschieht das ganze in der Regel in Rücksprache mit den Ärzten.
Meine Erfahrung und mein Tipp für die Angehörigen, akzeptiert die Entscheidung des Betroffenen und dann geht den Weg mit ihm, soweit ihr das könnt. Es kann sein, dass die Entscheidung nicht die ist, die ihr euch wünschen würdet. Aber keiner kann nachvollziehen, was in dem Betroffenen vorgeht und wieso er so entscheidet. Aber man kann eins sein für den Erkrankten da sein.

Schnipsel zum Buch

Buchtrailer zu Zwischen uns die Wolken

Ein kurzes Statement zum Buch

Ich durfte das Buch von Hailey schon lesen und ich kann euch sagen ich habe einige Tränen vergossen, es hat mich emotional so gefesselt und mitgerissen. Für mich ist das Buch ihr „Meisterstück“ , das beste Buch was die Autorin bis jetzt geschrieben hat, so viel Gefühl und Emotionen. Ich gebe zu, ich hatte so Schiss vor dem Ende, aber ich kann euch verraten Hailey hat das perfekte Ende für dieses Buch gefunden.

„Wenn das Schicksal die bedingungslose Liebe schenkt“

Ich danke dir liebe Hailey das ich dich bei der Entstehung deines Meisterstücks begleiten durfte. Danke das du mir dein Vertrauen geschenkt hast und mich mit auf eine Achterbahn der Gefühle genommen hast. DANKE

Liebe Grüße Mareike

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