Autorentage

Autorentag mit Eve May

Autorentag mit Eve May

 

Herzlich Willkommen zum heutigen Autorentag.
Heute wollen wir euch die Autorin Eve May ein wenig näher bringen.
Deswegen starten wir auch gleich.. 🙂

 

 

 

 

 

Interview

 

BooksweltofLove: Liebe Eve, herzlich Willkommen bei uns! Stelle dich doch kurz unseren Lesern vor! (Wer du bist?, Alter, Wohnort)
Eve May: Ich bin Eve (May), 36 Jahre jung und lebe mit meinem Mann, unserer kleinen Tochter und unserem Maine-Coon-Kater in der wunderschönen Domstadt Köln. Von Hause aus bin ich Fachinformatikerin für Anwendungsentwicklung, allerdings schreibe ich seit etwas mehr als zwei Jahren Liebesromane und veröffentliche diese auch. 🙂

BooksweltofLove: Ist Eve May dein richtiger Name oder ein Pseudonym? Wenn ja, warum hast du dich genau für dieses entschieden?
Eve May: Es ist ein Pseudonym. Dabei ist Eve eine Abwandlung meines tatsächlichen Vornamens. Und May? – Bitte nicht lachen… Aber ich habe im Mai 2015 mit dem Schreiben angefangen. Diesem Monat ist mein „Nachname“ zu verdanken.

BooksweltofLove: Wie bist du auf das Genre „Liebe & Romantik“ gekommen?
Eve May: Ich liebe Geschichten mit Happy End. Dabei darf es auch gerne Wirrungen und Stolpersteine oder auch mal eine Tragödie geben. Aber Liebesromane haben es mir schon seit eh und je angetan. Zwar liebe ich auch Thriller und historische Romane, doch da wollte ich mich nicht dranwagen. Aber was nicht ist, kann vielleicht irgendwann noch einmal werden. *lach*

BooksweltofLove: Wie lange brauchst du für ein Buch?
Eve May: Ich würde gerne alle 2-3 Monate ein neues Buch veröffentlichen. 2017 waren es fünf Bücher. Also – Ziel fast erreicht. 🙂 Nein, aber Spaß beiseite: Ich schreibe, wie es meine Zeit mit einer gerade 15 Monate alten Tochter eben so geht. Wer selber Kinder hat, weiß, wie schwierig es da manchmal sein kann.

BooksweltofLove: Wie lange schreibst du schon?
Eve May: Wie schon angedeutet: ich schreibe aktiv erst seit Mai 2015. Vorher habe ich als freie Mitarbeiterin bei einer Lokalzeitung in einer Kreisstadt in Süddeutschland nahe der Schweizer Grenze geschrieben, was mir viel Spaß gemacht hat. Ich finde es super, mir immer neue Charaktere, neue Facetten und neue Geschichten auszudenken, meine Protagonisten lieben und leiden zu lassen. <3

BooksweltofLove: Wie sieht dein nächstes Projekt aus? Und wann wird es erscheinen?
Eve May: Also, mein letztes Buch habe ich vor Weihnachten abgeschlossen und mittlerweile ist es auch schon vor ein paar Tagen erschienen. Ansonsten habe ich an Neujahr bereits mit dem nächsten Projekt angefangen, was im März/April 2018 – sofern alles klappt – erscheinen soll.

BooksweltofLove: Würdest du mal ein anderes Genre schreiben, wenn ja welches?
Eve May: Thriller finde ich spannend. Man darf morden und seine tiefsten seelischen Abgründe verarbeiten und aufschreiben. Und trotzdem wird man für Massenmorde auf Papier nicht ins Gefängnis wandern. Ist das nicht herrlich? 🙂

BooksweltofLove: Mit wem würdest du gerne mal ein Buch schreiben? Und warum?
Eve May: Es gibt viele wundervolle Selfpublisher-KollegInnen, mit denen ich gerne mal zusammenarbeiten würde. Allerdings wird die Zukunft zeigen, ob sich da etwas ergibt. Konkrete Pläne diesbezüglich existieren noch nicht.

BooksweltofLove: Wie kommst du auf die Ideen in deinen Büchern?
Eve May: Manchmal schaue ich Dokumentationen oder Magazine wie GALILEO und spontan kommt mir dann eine Idee für eine Geschichte, die ich mir dann rasch notiere. So ist es eben GALILEO zu verdanken, dass es ein Buch über Prepper -Menschen, die in Bunkern abgeschottet auf den Weltuntergang warten – gibt. Verarbeitet wurde diese Idee in „Unsere Unendlichkeit – Millionen Gründe für dich“.

BooksweltofLove: Wie sieht dein Arbeitsplatz aus?
Eve May: Vollkommen unspektakulär: Ein Laptop auf einem Schreibtisch. Mehr nicht. Eine Flasche Wasser dabei, ab und an mal was Süßes. Und meistens noch meine Tochter in ihrem Maxi-Cosi, wenn sie schläft. Oder sie schläft bei mir auf dem Schoß. Allerdings wird das Schreiben dann etwas unentspannt. Also, für die Mama. Nicht für die Tochter.

BooksweltofLove: Wo kann man signierte Bücher von dir erwerben?
Eve May: Nach Rücksprache mit mir kann bei Amazon ein Print-Exemplar bestellt und an meine Adresse geschickt werden. Dieses signiere ich dann gerne und schicke es weiter an die Leseradresse.

BooksweltofLove: Welche wird deine nächste Messe sein?
Eve May: Ich bin noch am Überlegen, ob ich nach Leipzig fahre. Das steht noch nicht fest. Ansonsten werde ich wohl erst wieder in Frankfurt auf die Buchmesse fahren.

BooksweltofLove: Was brauchst du unbedingt beim Schreiben? Musik? Schokolade?
Eve May: Musik habe ich sehr oft laufen. Unterschiedlich, was … Mal Disney, mal P!nk, mal Musical … Worauf ich gerade Lust habe.

BooksweltofLove: Plottest du deine Bücher oder schreibst du einfach drauf los?
Eve May: Es gibt bei jedem Buch eine tabellarische Kapitelplanung. Ansonsten bin ich kein Plotter, wenn ich ehrlich bin. Bewundere da meine KollegInnen, die das immer machen. Aber ich schreibe meistens nach dem groben Plan ungeduldig drauf los.

Bookswelt of Love: Und jetzt kommen noch ein paar Fragen, damit die Leser dich besser kennenlernen können:

  • Tee, Kaffee oder Schoki? Eve May: Tee UND Schoki
  • Sommer oder Winter? Eve May: Sommer
  • Strand oder Berge? Eve May: Strand
  • Sportass oder Couchpotato? Eve May: Couchpotato
  • Vanille oder Schoko? Eve May: Vanille
  • Frühaufsteher oder Morgenmuffel? Eve May: Frühaufsteher
  • Zettelfritze oder Ordnungsfanatiker? Eve May: kommt drauf an… In bestimmten Dingen bin ich ein echter Ordnungsfanatiker… Aber der Zettelfritze ist auch in mir.. 🙂
  • Schwarz oder Bunt? Autor: bunt – Farben sind so toll <3

Jetzt noch ein paar „Lieblings“-Fragen:

  • Lieblingsbuch? Eve May: viel zu viele … Ich kann mich einfach nicht festlegen!
  • Lieblingsfilm? Eve May: Dirty Dancing
  • Lieblingsautor? Eve May: so viel Platz habt ihr nicht und zum Aufzählen fehlt mir gerade die Zeit 🙂
  • Lieblingsschauspieler? Eve May: Oh weh… Sean Connery als James Bond fan dich immer cool.
  • Lieblingsband/Musiker? Eve May: P!nk
  • Lieblingsfarbe? Eve May: blau
  • Lieblingsessen? Eve May: Milchreis mit Apfelmus und Zucker und Zimt
  • Lieblingssportart? Eve May: Als Couchpotato?!? Darf ich die Aussage verweigern? Aber Spielen mit meiner Tochter wäre da zu nennen. 🙂
  • Lieblingsurlaubsort? Eve May: gibt es nicht
  • Lieblingsjahrzeit? Eve May: Frühling, wenn alles aus dem Winterschlaf erwacht.
  • Lieblingsspruch/motto? Eve May: Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum!

BooksweltofLove: Wer sind deine Vorbilder?
Eve May: Meine Eltern. Meine Großeltern. Mein Bruder. Mein Mann. Ja, sogar meine alten Lehrer von der Schule. Sie alle haben mich geprägt und mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.

BooksweltofLove: Was liest du privat gerne? Hast du überhaupt Zeit zum Lesen? Welches Genre?
Eve May: Wenn ich mal zum Lesen komme, lese ich gerne Liebesromane – quelle surprise –, aber auch gerne mal einen Thriller oder Fantasy. Ich bin ja zusätzlich noch Beta-Leserin bei einer sehr lieben Autoren-Kollegin, die mich immer mit brandheißen Zeilen versorgt. 🙂

BooksweltofLove: Welches Buch sollte unbedingt verfilmt werden?
Eve May: Von mir oder generell? *lach* Wäre cool, wenn der „Millionär mit Hund sucht Frau mit Herz“ oder „Unsere Unendlichkeit – Millionen Gründe für dich“ verfilmt würden. Wäre echt neugierig auf die Besetzung… Ob ich da mitmischen dürfte? 🙂

BooksweltofLove: Wovor hast du Angst?
Eve May: Dass meiner Familie etwas passiert! Sie geht mir über alles und ich liebe meinen Mann und meine Tochter. Ihnen darf einfach nichts passieren. Alles andere ich nebensächlich und lässt sich irgendwie regeln, denke ich.

BooksweltofLove: Was würdest du alles mit auf eine einsame Insel nehmen?
Eve May: Meinen Mann, meine Tochter, meinen Kater und meinen Kindle. Dann hätte ich vielleicht endlich mal wieder Zeit zum Lesen. 🙂

BooksweltofLove: Was ist dein größter Traum?
Eve May: Dass ich einmal einen echten Bestseller schreibe und irgendwann auch von meinem Traumberuf, dem Schreiben, leben kann. Also, so richtig. Nicht nur als Nebenjob oder so … Das wäre mein größter Traum.

BooksweltofLove: Was würdest du auf der Welt ändern, wenn du die Möglichkeit hättest?
Eve May:Oh weh … Wo fange ich an? Bei der Weltpolitik? Der Europapolitik? Der Deutschlandpolitik? Ich fürchte, das würde den Rahmen hier sprengen. Aber ich denke, jeder kann bei sich etwas tun und verändern, um die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Auch Kleinigkeiten helfen da oftmals schon.

BooksweltofLove: Was sollten die Leser unbedingt noch von dir wissen?
Eve May: Ihr sollt noch unbedingt wissen, dass ich sehr dankbar bin, dass ich so viele treue und liebe Leser gefunden habe, die ich mit meinen Geschichten immer für ein paar Stunden in eine andere Welt zwischen den Zeilen entführen kann. Ohne Euch gäbe es Autoren wie mich gar nicht. Und dafür bin ich Euch sehr dankbar! Ihr seid wundervoll und ich bin froh, dass ich Euch gefunden habe. Danke! Für alles! <3

DANKE, dass du so tapfer durchgehalten und unseren Fragen gestellt hast!:)

 

 

Buchvorstellung

 

Loving a Milionair: Weil es Liebe ist

Samuel Walker – attraktiver CEO einer Schnapsmanufaktur – könnte nicht glücklicher sein: Mit seiner Sally hat er die Frau seines Lebens gefunden, die er in wenigen Stunden zum Traualtar führen will …
Doch dann kommt alles komplett anders. In tiefer Trauer flüchtet er sich zu einem alten Freund, dem Alkohol, und versinkt im Elend.
Zum Glück begegnet er Grace, der hübschen Chefin des Bestattungsunternehmens, die er noch aus Schulzeiten kennt, wo das damals allerdings unauffällige Mädchen bereits für ihn schwärmte. Sie tut alles in ihrer Macht Stehende, um ihm zu helfen, und verliebt sich erneut bis über beide Ohren in ihn. Aber Samuel hängt noch in der Vergangenheit fest und kämpft mit seinen Dämonen.
Kann Grace ihm einen Weg aus der Trauer zeigen und vielleicht sogar eine neue Liebe in ihm entfachen?

 

 

Schnipselzeit (Prolog & Kapitel 1)

 
Prolog
Samuel
Das Meer schwappte mit leisem Rauschen an den Strand, an dem ich mit meiner Freundin Sally entspannt Händchen haltend entlangspazierte.
Wir hatten einen wundervollen Urlaub miteinander verbracht, doch ich hatte noch eine Überraschung für sie, die sie hoffentlich aus den Designer-Flip-Flops hauen würde.
Mein Herz schlug mir vor lauter Aufregung bis zum Hals. Nur zu gut hätte ich in diesem Augenblick einen Schnaps aus eigener Herstellung gebrauchen können, um meine bis zum Zerreißen gespannten Nerven ein wenig zu beruhigen.
Mein Blick wanderte zu der jungen Frau, die ruhig und glücklich lächelnd neben mir ging. Wenn sie nur wüsste, was sie gleich erwartete …
Möglichst unauffällig wischte ich meine feuchte Handfläche an meiner Leinenhose ab. Es war zwar unerträglich heiß, doch würde man nie erleben, dass ich kurze Hosen trug. Das war bei meinem Status nicht drin. Außerdem fand ich, dass behaarte Männerbeine in kurzen Hosen nicht gerade sonderlich attraktiv aussahen. Und rasierte Beine fand ich nur bei Frauen sexy. Die luftigen Beinkleider überließ ich da dann lieber dem schönen Geschlecht.
Ich für meinen Teil würde lieber in Anstand schwitzen und in der Hitze eingehen, als Bein zu zeigen. Abgesehen davon hatte Sally definitiv das hübschere Fahrgestell in meinen Augen. Ich schätzte mich glücklich, eine so attraktive und zugleich intelligente Frau an meiner Seite zu haben.
Und wenn alles nach Plan ging, würde das auch bis an unser Lebensende so bleiben. Also, vorausgesetzt, sie nahm meinen Antrag an, den ich ihr später machen würde.
In einiger Entfernung hatte ich einen Tisch herrichten lassen, der halb im Wasser stand. Wenn wir dort saßen und einen kühlen Cocktail schlürften, würde das Wasser sanft um unsere Füße spülen und uns ein wenig Abkühlung verschaffen.
Der Wind würde in Sallys offenen, weich über ihre Schultern fallenden langen blonden Haaren spielen, während eine große Sonnenbrille auf ihrer Nase thronte.
Ach, ich liebte es einfach, sie anzuschauen. Sie war eine hinreißende Frau, die mein Herz fest in ihrer Hand hatte.
Sie war mein ruhender Pol, der mich erdete, wenn ich von einem langen, teils alkoholschwangeren Arbeitstag in unser gemeinsames Zuhause zurückkehrte.
Wie oft hatte sie ihre hübsche Stirn missbilligend gerunzelt, wenn ich trotz mehrerer Schnäpse bei einer Verkostung mit einem wichtigen Kunden dann doch noch selber hinter das Steuer meines Wagens gestiegen war.
Es war ihr zuwider, wenn ich zu viel trank. Und genau das tat mir gut. Sie nippte ab und an mal an einem Sex on the beach oder einem schönen Wein, doch dazu musste sie echt Lust haben. Ansonsten rührte sie keinen Tropfen an.
Von den Getränken, die ich in meinem Unternehmen brannte, hatte sie bisher keinen einzigen gekostet. Doch das störte mich nicht. Sie hatte eine klare Haltung zu diesem Thema und folgte diesen Prinzipien auch gezielt.
Wie oft hatte sie meine Katerstimmung ertragen und mich mit beinahe vernichtendem Blick ermahnt, nicht zu sehr zu jammern, weil ich an meinem jämmerlichen Zustand schließlich selber schuld war. Was musste ich auch mit meinen Kunden jeden Schnaps aus meinem Sortiment probieren?
Ich wusste nun wirklich am besten, wie sie alle schmeckten. Immerhin brannte meine Familie sie schon seit Generationen und außer dass ab und an mal eine neue Sorte dazukam, änderte sich im Grunde genommen nie etwas an ihnen.
Ich liebte diese Frau, die mir knallhart bei unserem ersten Date um die Ohren gehauen hatte, dass ich ein massives Problem mit Alkohol hätte.
Meine Gedanken schweiften in die Vergangenheit ab. Ich wusste es noch genau, als wäre es erst gestern gewesen …
Ich hatte mit meinem besten Freund Justin aus Jugendtagen feiern gehen wollen. Er hatte soeben ein überaus profitables und lukratives Geschäft abgeschlossen und wollte dies gebührend begießen. Wir waren in diesen schicken Nobelschuppen gegangen, in dem wir verkehrten, seit wir vor dem Gesetz volljährig und damit berechtigt waren, Alkohol zu trinken.
Doch um ehrlich zu sein – wir hatten bereits vorher immer Mittel und Wege gefunden, uns ab und an einen Schluck zu genehmigen. Schließlich verfügte mein Elternhaus über eine beachtliche Hausbar und einen Weinkeller, in dem kein Wunsch offenblieb. Noch besser als bei der Weinauswahl war mein Vater beim Schnaps aufgestellt.
Immerhin brannten wir ihn in unserem Familienunternehmen und exportierten ihn in die ganze Welt. Es war ein wirklich lukratives Geschäft und ich sollte die Leitung des Unternehmens in wenigen Jahren vollständig übernehmen. Meine Eltern wollten sich dann auf ihre Jacht zurückziehen und einmal um die ganze Welt tuckern. Sollten sie, wenn es ihnen Spaß machte.
Doch an jenem Abend hieß es: feiern und trinken, so viel wir wollten.
Da wir VIP-Pässe für den Klub hatten, benutzten wir diskret den Hintereingang und gelangten unbehelligt in den für uns reservierten Bereich. Sicher, es war eh schon eine gute Adresse, wo nicht Krethi und Plethi einfach so hineinspazieren konnten. Allerdings hatten wir hier noch mehr unsere Ruhe und waren unter uns.
Wenn wir wollten, holten wir ein paar heiße Schnecken zu uns und ließen die Puppen tanzen.
Justin, mein Kumpel, war käuflicher Liebe gegenüber auch nicht abgeneigt. Ich jedoch hatte so meine Prinzipien: Knutschen, Fummeln und einen Blow-Job, das war in Ordnung mit solchen Frauen. Richtig ficken würde ich allerdings keine von ihnen. Denn das war für mich seltsamerweise mit Gefühlen verbunden. Ich konnte nicht einfach in jemanden hineinstoßen und körperliche Lust empfinden, der mich emotional ansonsten kalt ließ.
Wie oft hatte Justin mich deswegen gehänselt und anzügliche Bemerkungen gemacht, dass ich verklemmt sei.
Ich hingegen interpretierte es so, dass ich nur mit meiner Seelenverwandten, meiner wahren Liebe, auch tatsächlich die Vereinigung der Körper vollziehen konnte.
An jenem Abend war der Andrang mäßig.
„Siehst du irgendwo eine heiße Schnitte, bei der es sich lohnt, sie zu uns einzuladen?“, wandte sich mein Freund an mich, der an der Balustrade der Empore stand, die weiter in unseren mit Spiegeln verblendeten Bereich führte.
Die Bässe der Musik wummerten durch den Klub und ließen den Boden unter meinen Füßen erzittern.
Gelangweilt ließ ich meinen Blick über die Menschen unter uns schweifen. Einige Körper zuckten im Laserlicht, das über die Tanzfläche flirrte. Ein paar Gestalten davon kamen mir tatsächlich bekannt vor, weil sie ebenfalls öfter hier waren.
Gerade wollte ich Justin eine verneinende Antwort geben, als mein Blick durch etwas zum Eingang gezogen wurde.
Und da stand sie: schlank, mit langer, blonder Lockenmähne, die ihr bis weit über die Schultern fiel und in einem Kleid, das einen Waffenschein benötigte. Wobei ihre High-Heels aussahen, als wären eher sie die Mordinstrumente.
Wie man auf solchen Hacken laufen konnte, war mir ein wahres Rätsel. Doch sie konnte es, ohne dass es staksig aussah. Bei manchen Frauen mutete es an, als wären sie ein Storch in einem Salatfeld, der auf der Suche nach Fröschen und Heuschrecken war. So steifbeinig und unbeholfen. Eben einfach hölzern.
Dieses Exemplar der Weiblichkeit allerdings bewegte sich in den Schuhen, als wären es bequeme Hauspantoffeln, die man sonntags vor dem Fernseher trug. Beinahe schien sie zu schweben. Ihre Füße berührten kaum den Boden und fast bildete ich mir ein, ihr glockenklares Lachen bis hierher zu hören, denn just in diesem Augenblick warf sie den Kopf in den Nacken und lachte über irgendetwas, was eine ihrer Begleiterinnen soeben von sich gegeben haben musste.
„Ey, Alter. Alles klar bei dir?“ Justin wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum und durchbrach damit den Augenblick. Ich musste ziemlich gestarrt haben, wie ich zugeben musste.
Selten hatte mich etwas so dermaßen in seinen Bann gezogen.
Mehrmals musste ich blinzeln, bevor ich meine Gedanken auf meinen Kumpel vor mir richten konnte.
„Irgendwie siehst du seltsam aus, Mann“, attestierte er mir. „Komm. Trink erst mal einen Schluck.“ Dabei reichte er mir mein Glas, das ich geistesabwesend entgegennahm, um daran zu nippen.
Keine Sekunde ließ ich die Frau aus den Augen, von der ich mir einbildete, dass ihr glockenklares Lachen über den Lärm der Musik zu mir herüber perlte. Gerne wäre ich der Verursacher dieses Lachens gewesen, doch das war ich leider nicht.
Fieberhaft wälzte ich in Gedanken die Optionen, wie ich es anstellen konnte, sie anzusprechen.
„Die hat ja mal ein heißes Fahrgestell“, riss mich Justin aus meinen Grübeleien. Ein Eimer mit eiskaltem Wasser hätte keine bessere Wirkung auf mich haben können.
Wenn mein Freund solche Aussagen traf, schrillten bei mir sämtliche Alarmglocken. Aus mir unerklärlichen Gründen wollte ich die noch namenlose Schöne vor ihm und seiner nicht sonderlich hohen Meinung vom weiblichen Geschlecht beschützen.
„Ich weiß nicht“, gab ich deshalb lahm zurück. Ich bemühte mich, mein eigenes Interesse vor ihm zu verbergen, denn ansonsten war sein Jagdtrieb geweckt. Zwar spannten wir uns niemals gegenseitig die aktuelle Freundin aus, doch so konnte ich die hübsche Blondine bei Weitem noch nicht nennen. Von diesem Status waren wir gefühlte Lichtjahre entfernt.
Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass Justin mir einen abschätzenden Blick von der Seite aus zuwarf, während meine Augen auf die junge Frau fixiert waren, die sich scheinbar schwebend durch den Raum auf die Tanzfläche zubewegte. Ich musste da runter. Ich musste sie in meine Arme ziehen und sie über das Parkett führen. Ich musste ihren Duft in mich aufsaugen. Ich musste es einfach tun. Da führte kein Weg dran vorbei.
„Du findest sie heiß, oder? Da muss ich mich bei dir schon arg täuschen, mein Lieber.“
Diese Worte aus dem Mund meines besten Freundes zu hören, machte die ganze Angelegenheit nicht wirklich realer oder gar einfacher.
Ich rang mir ein knappes Nicken ab, was mir einen heftigen Schlag auf die Schulter einbrachte, der, wie ich zugeben musste, etwas schmerzte. Justin war nun mal gut trainiert und hatte eine Kraft, die man seiner ansonsten eher schlanken Statur gar nicht zutraute.
„Autsch“, entfuhr es mir, wobei ich die schmerzende Stelle rieb. „Musst du immer gleich so zuhauen?“
„Sei froh, dass du mein Freund bist. Bei meinen Feinden schlage ich noch fester zu“, teilte er mir, ohne mit der Wimper zu zucken, mit.
Das glaubte ich ihm unbesehen. Immerhin hatte Justin in der Highschool geboxt und war darin gar nicht mal schlecht gewesen. Diverse Gegner waren mit gebrochenen Unterkiefern, Nasen oder Jochbeinen aus dem Ring gewankt.
„Ich schätze, das sollte ich sein“, gab ich zurück. Mein Blick war keine Sekunde von der blonden Schönheit gewichen.
„Komm, ran an die Braut“, forderte Justin mich auf und gab mir einen auffordernden Knuff in die Rippen, der ebenfalls recht schmerzhaft war.
„Meinst du?“ Unsicher sah ich ihn an. Dabei war das doch eigentlich nicht meine Art. Ich wusste, welche Wirkung ich auf das andere Geschlecht hatte. Deshalb war es neu für mich, dass mich die Angst vor einem Korb so fest im Griff hatte.
„Aber klar doch. Schau sie dir doch an. Oder soll ich sie klarmachen …?“
Abwehrend schüttelte ich den Kopf, trank mein Glas in einem Zug leer, um mir Mut anzutrinken, stellte es auf dem kleinen Tischchen ab und machte mich auf den Weg in Richtung Tanzfläche, wo sich die junge Frau mit ihren Begleiterinnen zum Takt der Musik bewegte …
„Woran denkst du?“, riss mich Sally unvermittelt aus meinen Gedanken.
„An den Abend, als wir uns kennengelernt haben …“ Ein leises Lächeln umspielte meine Lippen.
Auch auf ihren Zügen erschien ein verträumter Ausdruck. „Oh ja. Du warst wirklich hartnäckig. Und irgendwie süß.“
„Danke für das Kompliment.“ Vergnügt zwinkerte ich ihr zu und drückte fest ihre Hand, die warm und weich in meiner ruhte.
„Nein, aber wenn du nicht so beharrlich gewesen wärst, glaube ich nicht, dass aus uns beiden jemals ein Paar geworden wäre. Wenn ich es recht bedenke, habe ich dich am Anfang für einen eingebildeten, verwöhnten Kerl gehalten.“
„Wie gut, dass du deine Meinung über mich dann doch noch geändert hast.“
Wir gingen weiter und hingen jeder unseren eigenen Gedanken an jenen schicksalhaften Abend nach.
Als wir um eine Biegung des Strandes kamen, blieb Sally überrascht stehen.
„Oh, schau nur. Da hat jemand einen Tisch aufstellen lassen. Das sieht aber gemütlich aus.“
„Lass uns doch einfach eine Rast machen“, schlug ich vor. Schließlich wusste ich ja, dass das mein Arrangement war, das auf meine Veranlassung hin hier aufgebaut worden war.
„Das geht doch nicht. Das wird mit Sicherheit jemandem gehören.“ Suchend schaute sie sich um. „Sieht schwer nach einem Antrag aus.“
Bei ihren Worten rutschte mir das Herz fast in die Hose. Ahnte sie etwa, was ich geplant hatte? Wäre das hier etwa gar keine Überraschung?
„Ach, komm. Lass uns mal unvernünftig sein.“
Ich ließ ihre Hand los, rückte einen der Stühle zurecht, dass sie sich setzen konnte, und warf ihr ein Lächeln zu, von dem ich wusste, dass sie ihm nicht widerstehen konnte.
„Und wenn derjenige kommt, der das angeordnet hat?“
„Dann müssen wir nur schnell genug laufen“, lachte ich, was mir ein resigniertes Kopfschütteln ihrerseits einbrachte.
„Du Kindskopf.“ Doch ich merkte, wie sie der schön gedeckte Tisch, die Aussicht und die ganze Stimmung hier gefangen nahmen und für sich vereinnahmten.
Nachdem sie sich gesetzt hatte, nahm auch ich Platz und griff nach dem Champagner, der in einem Kühler, in dem jede Menge Eis vor sich hin schmolz, auf uns wartete.
„Ich glaube nicht, dass wir das machen sollten“, wandte Sally ein und streckte ihre Hand nach meinem Arm aus, um mich daran zu hindern, die Flasche zu entkorken.
„Lass uns doch einmal was Unvernünftiges tun“, versuchte ich sie zu überreden, wohl wissend, dass uns niemand in die Quere kommen oder gar Anspruch auf dieses Arrangement erheben würde.
Einen Augenblick betrachtete Sally mich aus ihren wunderschönen mandelförmigen Augen, bis sie schließlich kaum merklich nickte.
„In Ordnung. Es ist einfach zu traumhaft hier. Ich kann nicht widerstehen.“
Entspannt lehnte sie sich zurück und tastete mit ihren nackten Zehen im warmen Sand. Ich liebte sogar ihre Füße über alles. Sally war für mich mein Kryptonit. Meine Schwachstelle und gleichzeitig die Luft, die ich zum Atmen brauchte.
„Derjenige, der das hier hat vorbereiten lassen, muss seine Freundin sehr lieben. Es ist einfach perfekt. Wer wohl die Glückliche ist?“, sinnierte Sally und mein Herz wummerte mir vor Nervosität bis zum Hals.
Wie würde sie reagieren? Was würde sie sagen? Würde sie den Antrag annehmen?
„Oh ja, das tut er“, murmelte ich vor mich hin, doch anscheinend war es einen Tick zu laut.
„Bitte was meinst du, Liebling?“
„Ach nichts“, beeilte ich mich zu versichern und schenkte in die beiden langstieligen Champagnerflöten ein.
„Ich dachte, du hättest etwas gesagt.“ Unter halb geschlossenen Lidern blickte sie mich an. Ich liebte diesen Schlafzimmerblick. Zumal es bei ihr ein Indiz dafür war, dass sie sich vollkommen wohlfühlte und richtig entspannt war.
Genau die richtige Stimmung für mein Anliegen.
„Auf diesen wundervollen Tag, und dass der Abend unvergesslich werden möge“, sprach ich als kleinen Toast, nachdem ich ihr eines der beiden Gläser gereicht hatte.
Wir stießen an und nahmen beide einen Schluck, wobei meiner ein bisschen größer ausfiel. Ich brauchte den Alkohol gerade ganz dringend. Doch um mir genügend Mut anzutrinken, dafür reichte die Flasche hier beim besten Willen nicht aus.
„Oh, Sam, dieser Tag ist doch schon fantastisch. Wie soll er denn noch besser werden?“, gurrte sie.
Die feinen Härchen in meinem Nacken richteten sich auf, so sehr erregte mich ihre weiche Stimme, die meinen Spitznamen, den nur meine engsten Freunde und Familienmitglieder verwendeten, aussprach. Ich konnte und wollte mir ein Leben ohne diese atemberaubend schöne und gleichzeitig intelligente Frau einfach nicht mehr vorstellen.
Sally verkörperte alles, was ein Mann sich nur wünschen konnte. Sie nannte eine sehr erfolgreiche und gut laufende Modeboutique ihr Eigen und stand mit beiden Beinen mitten im Leben. Sie wusste, was sie wollte, und verfolgte ihre Ziele stets geradlinig. Sie machte selten Kompromisse und war eine knallharte Chefin und Geschäftsfrau.
Darüber hinaus war sie eine mehr als heißblütige Liebhaberin und Gespielin im Bett.
„Das … ähm …“ Ich musste mich räuspern, um wieder Herr über meine Stimme zu werden, die mir zu versagen drohte. „Das freut mich sehr.“
Wieder nahm ich einen Schluck und ließ das perlende Getränk eine Weile in meinem Mund kreisen. Die zerplatzenden Bläschen fühlten sich seltsam in meiner Mundhöhle an und es kribbelte bis in meine Nase.
Es war ein berauschendes Gefühl und genau das brauchte ich, um den nächsten Schritt in meinem Plan durchzuführen.
Langsam erhob ich mich von meinem Stuhl. Sally hatte ihren Blick auf die Wellen gerichtet, die sachte an das Ufer schwappten und den Sand zu unseren Füßen benetzten.
Auf dem Weg an ihre Seite angelte ich nach dem rechteckigen kleinen Schmuckkästchen, das ich tief in meiner Hosentasche verwahrt hatte. In der Brusttasche meines Hemdes hätte es eine mehr als verdächtige und vor allen Dingen verräterische Beule verursacht, weshalb ich auf diesen Unterbringungsplatz verzichtet hatte. In der Hosentasche konnte ich die Ausbuchtung mit Hilfe des über den Hosenbund hängenden Hemdes kaschieren.
Erst als ich mich auf ein Knie neben sie sinken ließ, wandte Sally ihren Blick vom Meer ab und sah mich geradewegs an. In ihren Augen stand noch Unverständnis, doch das würde sich hoffentlich bald ändern.
„Sally“, fing ich an, wobei meine Stimme verräterisch zitterte und schwankte. „Seitdem ich dich das erste Mal erblickt habe, hast du mich verzaubert. Du hast mich zu einem besseren Menschen gemacht und mich vom schweren Alkoholismus abgehalten.“ Das sollte ein Scherz sein und ich konnte erkennen, dass ein kleines Lächeln um ihre Mundwinkel zuckte. „Du bist die Frau, neben der ich es liebe, einzuschlafen und am nächsten Morgen mit zerzausten Haaren wieder aufzuwachen. Das soll für immer so bleiben. Deshalb möchte ich dich hier und jetzt fragen …“ Ich öffnete die Schatulle und enthüllte einen funkelnden Brillantring, der im strahlenden Licht der langsam untergehenden Sonne funkelte und blitzte. „… Möchtest du meine Frau werden?“
Gespannt hielt ich den Atem an und versuchte in ihren Augen zu lesen. Was für Regungen konnte ich erkennen? War es Freude? Oder Entsetzen? Auf jeden Fall war eine riesige Portion Überraschung dabei, das konnte ich mit Sicherheit sagen.
Sprachlos schlug Sally die Hände vor den Mund. Ihre Augen weiteren sich und ich konnte ein verräterisches Schimmern in ihnen erkennen. Waren es Tränen? Vielleicht sogar der Rührung?
Gebannt starrte sie den Ring in meinen Händen an. Ihre Finger begannen zu zittern, doch ihr Schweigen hielt immer noch an. Es wurde allmählich unerträglich. Wie würde ihre Antwort ausfallen? Ich konnte es nicht erwarten, endlich Klarheit zu bekommen.
Das Warten und ihr Zögern waren eine Qual für mich. Ich war so angespannt, dass die Muskeln in meinen Beinen zu zittern begannen, so verkrampft waren sie.
„Und? Was meinst du?“, durchbrach ich die Stille, die lediglich vom Rauschen des Meeres begleitet wurde. Ansonsten wäre es hier gerade totenstill gewesen.
Langsam senkte sie ihre zitternden Hände und legte sie an meine Wangen. Ich konnte erkennen, dass sich eine kleine Träne aus ihrem Augenwinkel löste und wie in Zeitlupe ihr Gesicht hinunterrollte. Ihre Finger fühlten sich klamm und kühl auf meiner Haut an. Das passte so gar nicht zu diesem warmen Tag, doch war ihr Innerstes anscheinend genauso in Aufruhr, wie es bei mir der Fall war.
„Ich liebe dich, Sam. Mehr als mein Leben. Und es wäre mir eine große Freude, deine Frau zu werden.“
Mein angespanntes und unter Strom stehendes Hirn konnte ihre Worte nicht ganz fassen. War das jetzt ein Ja, oder wie?
„Kannst du das bitte noch einmal sagen?“, bat ich sie. Der Knoten in meiner Brust stand kurz vor der Explosion.
„Ja, du Dummerchen“, lachte sie und nun kullerten die Tränen in wahren Sturzbächen ihre wunderhübschen Wangen hinunter. „Ja, natürlich werde ich deine Frau!“
Von Schluchzern geschüttelt fiel sie mir um den Hals und bedeckte mein Gesicht mit lauter Küssen. Ich erwiderte sie alle und fühlte mich auf einmal leicht wie noch nie zuvor in meinem Leben. Sally hatte Ja gesagt. Sie würde meine Frau werden. Wir würden für immer zusammen sein.
Als wir uns endlich voneinander lösten, steckte ich ihr den Verlobungsring an den Finger, was wir mit einem weiteren Glas Champagner begossen.
In diesem Augenblick hatte ich das Gefühl, dass das Leben nicht schöner hätte sein können. Es war einfach nur perfekt.

Kapitel 1
Samuel
Das Meeting zog sich wie Kaugummi. Mein gelangweilter Blick wanderte immer wieder zu der laut tickenden Uhr im Konferenzraum und obwohl es ein von mir anberaumter Termin war, wünschte ich mich in diesem Moment ganz weit weg.
In wenigen Minuten würde Sally landen und dann wären es nur noch wenige Stunden, bis sie endlich meine vor dem Gesetz angetraute Ehefrau war.
Ich konnte es gar nicht mehr erwarten. Die letzte Woche war sehr arbeitsreich gewesen. Für uns beide. Sally hatte eine Modenschau besucht und würde gleich endlich nach Hause kommen. Die Zeit der Trennung war lange genug gewesen, wie ich fand.
Doch würde ich nicht den Fehler begehen und sie zu einem Heimchen am Herd verwandeln. Ich liebte es, sie so energiegeladen und busy zu erleben. Ich fand es schön, wenn wir uns über unsere jeweiligen Berufe und Geschäfte austauschten und einander unter Umständen auch mal Ratschläge erteilten.
Das machte unsere Beziehung zu etwas ganz Besonderem für mich.
Sally war nie auf mein Geld und mein Vermögen angewiesen gewesen, weil sie selber genug mit in die Ehe brachte. Ein Ehevertrag war deshalb nicht notwendig. Außerdem hätte ich mit ihr eh keinen gemacht. Ich liebte sie und vertraute ihr blind. Was wäre es für ein Start in die Ehe gewesen, wenn wir erst einmal zum Anwalt gegangen wären, um irgendwelche Klauseln zu unterzeichnen, die alle Eventualitäten einer Trennung absicherten? Welche Basis hätte unsere Liebe dann gehabt? Keine gute, hätte ich gesagt.
Meine Gedanken wanderten zu der Zeremonie, die wir unter freiem Himmel abhalten wollten. Als Location hatten wir uns auf einen meiner Landsitze geeinigt, der von einer großzügigen Grünanlage umgeben war. Die Blumenbeete standen in voller Blüte und würden einen phänomenalen Hintergrund für unsere Hochzeitsbilder abgeben.
Ein verklärtes Lächeln spielte um meine Lippen, als ein Brummen in meiner Hosentasche mich aus meinen Gedanken riss.
Wer kontaktierte mich denn jetzt? Und außerdem: Warum vibrierte mein Handy? Sonst schaltete ich es vor Meetings immer auf stumm. Ohne Vibrationsalarm, denn auch das Brummen war nicht vollkommen lautlos. Und ich zuckte jedes Mal erschrocken zusammen, wenn vollkommen unerwartet eine Nachricht oder ein Anruf einging.
Stirnrunzelnd holte ich das Telefon aus meiner Hosentasche und schielte unter dem Tisch kurz auf das Display. Als ich erkannte, von wem die Kurzmitteilung kam, schlug mein Herz in freudiger Erwartung höher – sie war von Sally.
Sie wollte mir nur mitteilen, dass sie in wenigen Minuten zum Landeanflug ansetzen würden und sie sich auf mich freute.
Ich schickte ihr eine liebevoll gemeinte Ermahnung zurück, dass sie das Handy in einem fliegenden Flugzeug besser nicht benutzen sollte, zumal sie einen Linienflug gebucht hatte – gut, zwar Business-Class, aber trotzdem – und sie die Elektrik des Vogels nicht stören sollte, indem sie mir schrieb. Zwar wusste ich genau, dass das heutzutage nicht mehr so wild war und auch nicht mehr so eng gesehen wurde, doch konnte ich es mir nicht verkneifen. Vor meinem inneren Auge konnte ich mir bildlich vorstellen, wie Sally die Augen verdrehte, weil ich ihr das schrieb. Bevor ich die Nachricht abschickte, setzte ich noch hinzu, dass ich sie liebte und mich ebenfalls sehr auf ihre Ankunft freute.
Bevor ich mein Telefon wieder in meine Tasche schob und meine Aufmerksamkeit erneut auf das Meeting richtete – immerhin war ich ja der Gastgeber und hatte diese Zusammenkunft veranlasst –, schaltete ich das Handy auf nicht stören und unterband damit sowohl Klingeln als auch den Vibrationsalarm.
Die Gespräche zogen sich noch über zwei Stunden hin, doch schlussendlich war der Vertrag mit einem neu gegründeten Edel-Klub unter Dach und Fach, den wir exklusiv mit unseren Spirituosen beliefern würden. Darüber hinaus würden wir noch fleißig Werbung in Form von Leuchtreklamen, Bierdeckeln und einigen Bildern bereitstellen.
Zufrieden seufzend ließ ich mich in meinen Chefsessel hinter dem mächtigen, massiven Schreibtisch meines Büros fallen und angelte nach meinem Mobiltelefon.
Mittlerweile musste Sally sicher gelandet sein. Ob sie sich wieder bei mir gemeldet hatte?
Doch der Blick auf das Display verriet mir, dass keine Nachricht und auch kein Anruf bei mir eingegangen waren. Das war untypisch für meine Verlobte. Schließlich wusste sie, dass ich erst beruhigt war, wenn sie wieder sicheren Boden unter den Füßen hatte. Zumal, wenn sie den Atlantik überquerte, was sie für die Modenschau in Mailand, die sie besucht hatte, ja schließlich hatte machen müssen.
Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Wollte sie sich vielleicht dafür rächen, dass ich sie aufgezogen hatte, weil sie mir aus dem Flugzeug heraus geschrieben hatte? Doch das konnte ich mir nicht vorstellen. Das würde sie nicht tun.
Mit fahrigen Bewegungen wischte ich über das Display, ging in die Liste mit meinen Kontakten und rief meine Favoriten auf, in denen die Nummern von Sally, Justin und meinen Eltern gespeichert waren.
Ich wählte ihre Nummer und lauschte mit angehaltenem Atem auf das Tuten in der Leitung. Doch zu meinem großen Erstaunen ging augenblicklich die Mailbox dran.
Telefonierte Sally etwa gerade, oder was war los? Ich hinterließ eine kurze Nachricht und beschloss, es zu einem späteren Zeitpunkt erneut bei ihr zu versuchen.
Mühsam schob ich das seltsame Gefühl in meiner Bauchgegend beiseite und widmete mich der Mappe mit den Schriftsätzen, die meine Sekretärin Linda mir auf den Tisch gelegt hatte. Sie war ein Schatz und hatte kräftig vorgearbeitet, damit ich nach dem heutigen Tag entspannt in das Hochzeitswochenende und unseren anschließenden Honeymoon starten konnte.
Vorher musste ich allerdings unter jedes der vor mir liegenden Schriftstücke noch meine Unterschrift setzen. Da ich die Angewohnheit hatte, die Schreiben vor meinem Namenszug kurz zu überfliegen, damit ich auf dem Laufenden war, worum es ging, nahm das doch ziemlich Zeit in Anspruch.
Allerding ließ mich der Gedanke an Sally komischerweise nicht los. Es sah ihr so gar nicht ähnlich, sich nicht zu melden. Und in der Zwischenzeit hätte sie schon lange gelandet sein müssen.
Ich schnappte mir mein Handy, das schon die ganze Zeit über neben mir auf dem Schreibtisch gelegen hatte, damit ich ihren Anruf oder ihre Nachricht auch ja nicht verpasste, aber nichts war gekommen.
Erneut wählte ich Sallys Nummer, aber auch dieses Mal ging lediglich die Mailbox dran. Hatte sie ihr Handy etwa ausgeschaltet?
Da meine innere Unruhe immer mehr zunahm, rief ich bei uns daheim an, wo meine Haushälterin nach kurzem Klingeln an den Apparat ging.
„Si, hier der Anschluss von Mister Walker“, erklang ihre weiche Stimme mit dem melodiösen spanischen Akzent. Juliana war eine Seele von Mensch. Sie schwang das Regiment in meinem Hauptwohnsitz wie keine andere. Sie war streng und verlangte von meinen Angestellten ordentliche Arbeit. Als Vorarbeiter auf einer Baustelle hätte sie mit Sicherheit auch einen hervorragenden Job gemacht, denn alle spurten bei ihr ohne Murren und Knurren. Keiner wollte bei ihrem aufbrausenden Temperament riskieren, ihren Zorn auf sich zu ziehen.
„Juliana, ist Sally schon da?“, platzte ich mit der Frage heraus, die mich gerade am meisten beunruhigte, ohne mich vorher ordnungsgemäß zu melden.
„Oh, Mister Walker“, rief sie aus. „Nein, Miss Sally noch nicht da. Wir auf sie warten schon lange.“
So ein Mist. Wo steckte sie? Was war passiert? Der Knoten in meinem Magen wurde immer größer, während meine Gedanken immer mehr Horrorszenarien durchspielten, was geschehen sein könnte. War sie entführt worden? Vor meinem inneren Auge sah ich Sally schon gefesselt und eine Zeitung vor sich haltend. Ich würde jede erdenkliche Summe an Lösegeld zahlen, das stand fest.
Ohne Abschied legte ich auf.
In meinen überforderten Gehirnwindungen versuchte ich mich an den Namen der Airline zu erinnern, mit der sie hatte fliegen wollen, doch sie wollte mir einfach nicht einfallen.
Also wählte ich über die interne Telefonanlage die Nummer von Linda, meiner Sekretärin, die sowas immer wusste.
„Ja, Mister Walker?“
„Linda, wissen Sie, bei welcher Fluggesellschaft meine Verlobte gebucht hat?“
„Aber sicher doch.“ Sie nannte mir einen Namen, der mir nichts sagte. Sally hatte ein Faible dafür, kleine Gesellschaften zu buchen und damit zu unterstützen. Sie war strikt dagegen, die großen Airlines in ihrem Profit auch noch zu bereichern. Immerhin vertrat sie die Meinung, dass Konkurrenz das Geschäft belebte, und wenn es nur noch zwei Fluglinien gäbe, wäre es ja langweilig.
„Können Sie mir vielleicht die Nummer raussuchen?“, bat ich sie.
„Aber selbstverständlich, Mister Walker. Soll ich die Verbindung dann gleich aufbauen und das Gespräch durchstellen? Oder wollen Sie selber dort anrufen?“
„Stellen Sie ruhig durch“, wies ich sie an, bedankte mich kurz, damit sie den Auftrag möglichst umgehend erledigen konnte, und tigerte in der Zwischenzeit ruhelos in meinem Büro umher.
Was war los? Warum hatte Sally sich nicht gemeldet und warum war ihr Handy aus? Verdammt! Das machte mich echt wahnsinnig.
Das laute Ticken der Uhr an der Wand war der einzige Hinweis darauf, dass die Zeit überhaupt verging. Ansonsten hätte ich in einem luftleeren Vakuum ohne Raum und Zeit sein können.
Meine Gedanken reimten sich die merkwürdigsten Erklärungen dafür zusammen, dass Sally sich bisher noch nicht wieder bei mir gemeldet hatte.
Warum klingelte Linda nicht durch? Hatte sie nicht mitbekommen, dass die Anweisung dringend war?
Ohne Unterlass lief ich um meinen Schreibtisch herum, trat an die große Glasfront, die einen normalerweise atemberaubenden Blick auf das bunte Treiben der New Yorker City bot, doch im Augenblick hatte ich absolut keinen Sinn dafür.
Was war passiert? Wo war Sally? Wo war meine Verlobte?
Als das Telefon auf meinem Schreibtisch endlich schellte, schrak ich zusammen, war jedoch in Sekundenbruchteilen dort, um den Anruf entgegenzunehmen. Ein interner Anruf, wie ich rasch registrierte.
„Warum hat das so lange gedauert?“, blaffte ich in den Hörer, wobei ich im selben Moment wusste, dass es Linda gegenüber mehr als unfair war. Schließlich konnte sie nichts für meine innere Unruhe, die mich einfach nicht mehr losließ.
„Bitte entschuldigen Sie, Sir, aber bei der Airline ist momentan kein Durchkommen. Es ist andauernd nur besetzt. Ich habe alle Nummern versucht, die ich auftreiben konnte. Und auch beim Flughafen sind die Leitungen permanent belegt.“
„Was ist da los?“
Doch die einzige Antwort, die ich auf die Frage bekam, die mich im Augenblick am meisten interessierte, war bedrücktes Schweigen.
„Ich weiß es nicht, Mister Walker“, brachte meine Sekretärin kleinlaut entschuldigend hervor. Ich konnte ihrer Stimme anhören, dass sie sich in ihrer Haut offensichtlich alles andere als wohlfühlte. Sonst erledigte sie alle meine Aufträge und Anweisungen zu meiner vollsten Zufriedenheit. Dass sie dieses Mal kein Ergebnis vorweisen konnte, wurmte sie selber, das wusste ich. „Ich werde es aber weiter versuchen, bis ich jemanden erreiche“, versprach sie mir.
„Danke“, sagte ich lediglich und legte auf. Reflexartig griff ich wiederholt nach meinem Handy, um Sallys Nummer zu wählen. Doch wie schon die vielen Male zuvor ging wieder nur die Mailbox dran.
Um mich abzulenken, schaltete ich den großen Fernseher in meinem Büro ein. Normalerweise war ein Sender eingestellt, auf dem die Börsenkurse liefen, doch dieses Mal lief etwas anderes über den Bildschirm. Breaking news …
Eine Reporterin stand in einem Wohnviertel auf dem Gehsteig. Im Hintergrund flimmerten Staub, Asche und Rauch, was die Sicht erheblich behinderte.
Unten am Rand des Bildschirms war eine Laufschrift zu lesen. Mein Gehirn brauchte eine Weile, bevor es das Gelesene richtig verarbeitet hatte und damit auch tatsächlich realisierte, was dort stand: Ein Flugzeug war abgestürzt. Mitten in einem Wohngebiet. Und dieser Airbus gehörte zu der Fluggesellschaft, die Sally gebucht hatte. Noch dazu stand dort der Abflugort: Mailand …
Mir wurde mit einem Schlag schlecht und schwarz vor Augen. Der Boden schien sich unter meinen Füßen zu bewegen.
Das konnte nicht wahr sein. Ich musste mich irren. Es musste sich um einen dummen Zufall handeln. Es musste sich dabei um eine andere Maschine handeln, die zufälligerweise auch aus Mailand kam.
Die Reporterin sprach von einem Triebwerksschaden, der das Flugzeug vom Himmel hatte stürzen lassen.
Sally … Das durfte nicht sein! Das konnte nicht sein! Sie musste leben, auch wenn die Journalistin von keinen Überlebenden sprach, weil es zu einer verheerenden Explosion gekommen sei, so der Bericht.
Wo war sie? Hatte sie wirklich in dem Flieger gesessen? Warum ging sie verdammt noch mal nicht an ihr Telefon?
Ich merkte noch nicht einmal, wie mir die Tränen über die Wangen rollten. Ich empfand gar nichts. Ich war wie betäubt. Das musste ein böser Albtraum sein.
Schließlich sollte dieses Wochenende das glücklichste in unserem bisherigen Leben werden und zugleich der Anfang unserer gemeinsamen Zukunft sein
Und nun war alles vorbei? Das durfte schlicht und ergreifend nicht sein.
Kraftlos und mit leerem Blick sackte ich in meinem Schreibtischstuhl zusammen, wo mich Linda wenig später vollkommen apathisch vor mich hinstarrend fand …

 

Wenn ihr mehr erfahren wollt, müsst ihr hier schauen:

 

 

Wir hoffen, dass wir euch neue und interessante Dinge über Eve May erzählen konnten!

Das Team von Bookswelt of Love

 

Veröffentlicht von Irene Feichtmeier

mm
Ich heiße Irene und bin 31 Jahre alt. Ein kleines Dorf in Bayern ist meine Heimat. Träumen und entspannen, das schafft dabei die Welt der Bücher und der Liebe. Ich lese alles was mit Liebe zu tun hat (außer Fantasy & Sci-Fi & History)! <3

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